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Dornröschen ..

 

Dornröschen, war also doch ganz anders!

Die Sonne, die gerade aufgegangen war, weckte Lisa sanft, die eben noch tief und fest von Dornröschen geträumt hatte.

Gutgelaunt sprang die Kleine aus ihrem Bett und rannte sofort aus ihrem Zimmer, über den Flur und ohne anzuklopfen, stürmte sie in das Reich ihres Bruders. > Aufwachen, los mach die Augen auf oder willst du nicht mit zum Schloss?< rief die 9 Jährige ihrem 1 Jahr jüngerem Bruder zu, während sie die Vorhänge aufzog um die strahlende Morgensonne herein zulassen. Unten aus der Küche waren schon Geräusche zuhören, die Ihnen verrieten, dass das Frühstück zubereitet wurde.> Ist ja schon gut, ich steh ja schon auf und komme dann runter< sagte Lukas, der sich langsam aus dem Bett wälzte, die Hausschuh anzog und in Richtung Bad schlürfte.

Lisa verstand die Welt nicht mehr, wie konnte er nur so ruhig bleiben, freuten sich doch beide schon seit Wochen auf diesen Tag, na ja, wenn sie ehrlich ist, war eigentlich immer sie die Jenige, die andauernd davon sprach und kleine rote Kreuze auf dem Küchenkalender verzeichnete, wenn wieder ein Tag vergangen war. Seitdem die Familie den Ausflug zum Dornröschenschloss planten, verging kein Tag, an dem Lisa nicht das Märchen gelesen hatte. Nein, nicht immer dasselbe, sie hatte sich in der Bücherei verschieden Märchenbücher ausgeliehen und sich sogar mit den Gebrüder Grimm, die viele Märchen aufschrieben, befasst. Und so kam es, dass die junge Dame mehr über Märchen wusste, als der Rest ihrer Familie. Ihr Bruder hatte sich zwar einmal Zeit genommen um sich von Lisa das Märchen vorlesen zulassen, doch seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, viel lieber traf es sich zum Fußball am Bolzplatz gegenüber und kam erst nach Hause, wenn die Laternen langsam ansprangen.

Keine Stunde später saßen alle Mitglieder der Familie Fröhlich gutgelaunt im Auto und fuhren voller Erwartung in Richtung Sababurg, denn dort sollte das Dornröschenschloss zu besichtigen sein. Die Autofahrt, die ca. 1 Stunde dauerte, wurde durch die Erzählung des Märchens, von den Eltern verkürzt, doch immer wieder unterbrach Lisa den Vater, da sie ihn verbessern musste was Einzelheiten anging wie, es waren 12 Feen eingeladen nicht 11 oder aber, dass König und Königin im Thronsaal einschliefen und nicht in der Kutsche. So war es auch nicht weiter verwunderlich, dass der Vater mit seiner Erzählung noch nicht an Ende war als er sein Auto einparkte.

Der Weg vom Parkplatz zum Schloss hinauf war sehr steil und die Eltern erwiesen sich als lahme Enten, die des öfteren eine kleine Verschnaufpause einlegten und dabei so taten, als genossen sie die Landschaft. Je näher Lisa dem Schloss kam umso ungläubiger schaute sie sich um. Wo war die Rosenhecke, und überhaupt glich dieses angebliche Dornröschenschoß einer alten Burgruine. Sichtlich enttäuscht stand sie im Innenhof, der, wie sie erfahren hatte, für Livekonzerte und ähnlichen Veranstaltungen den Sommer über genutzt wurde. Fehlten auch zum größten Teil Mauern und die Türme war nur noch andeutungsweise vorhanden , von Dach der desselbigen, ganz zuschweigen. Nichts, aber auch gar nichts wies hier auf Dornröschen hin, keine Küche, in der die Magd das Huhn rupfte und der Junge, der vom Koch eine Ohrfeige bekam. Sie hatte nicht erwartet die Märchengestalten zutreffen, doch ihre Einrichtung, den Thronsaal und das Spinnrad, dass hatte sie sich schon vorgestellt. Doch nichts von alledem war dort und so sank ihre Laune in den Keller. Jeder, der ihr zu Nahe kam, erntete vorwurfsvolle Blicke, sogar der Kellnerin im Restaurant des Schlosses, entging es nicht, dass Lisa eigentlich nur noch weg wollte. Nach dem Essen überredeten die Eltern ihre Kinder, sich doch noch einwenig umzusehen während sie ihren Kaffee tranken. Nur sehr schwermütig bewegte sich Lisa aus dem Restaurant um sich dann sofort draußen auf einer kleinen Mauer niederzulassen, wenn nötig bis ihre Eltern endlich kamen. Lukas, der dies alles weniger tragisch sah, machte sich sogleich an einem Fernrohr mit Geldeinwurf zuschaffen. > Lisa, komm mal rüber, es muss doch möglich sein auch ohne Geld hierdurch zuschauen< fluchte er und rappelte an dem Geldeinwurf herum.> Hör auf, der Mann dort, hat schon hergeschaut< sagte sie und bemerkte selbst wie lustlos sie doch klingt.

Lukas aber versuchte weiter sein Glück und beachtete die Worte seiner Schwester nicht, voller Wut und Verzweiflung, da er sich doch entschieden hatte sein letztes Geld hinein zuwerfen und der Apparat nicht ansprang, trat er mit aller Kraft dagegen. Lisa wollte ihn abhalten und zog genau in dem Moment als er nochmals treten wollte an seiner Jacke, die Kinder verloren das Gleichgewicht und fielen so unglücklich, dass sie dem Abhang herunter rollten. Sie versuchten sich noch an vorbeikommenden Büschen und Bäumen festzuhalten als ihnen schwindelig wurde und alles um sie herum sich zu drehen anfing.

Einen kurzen Moment später kamen sie wieder zu sich und öffneten ihre Augen > Alles OK, Lukas< > Alles OK, man war das stark, könnt ich glatt noch mal machen< strahlte Lukas > red kein Quatsch komm, lass uns wieder hoch gehen ich habe keine Lust mehr, will endlich nach Hause< sagte Lisa und sah dabei zum Schloss hinauf, das jetzt plötzlich, von hier unten ganz anders aussah, so wie in ihren Büchern beschreiben, mit Rosenhecke und den Türme, die alle in Ordnung schienen. >Irgendwas stimmt hier nicht, das kann doch nicht sein, schau doch mal Lukas

Die Kinder, die sich mindestens genauso erschreckten, liefen schreiend fort und versteckten sich in den Büschen, gerade soweit, dass sie den Reiter noch beobachten konnte, wie dieser völlig verdutzt aufstand und sich umsah. Lisa ihr Herz klopfte so schnell und laut, dass sie für ein Moment befürchtete, es könnte sie in ihrem Versteck verraten. Er war wunderschön, dachte das Mädchen, wie ein echter Prinz sah er aus und war auch so gekleidet. Ihre Gedanken überwarfen sich, ein Blick zum Schloss, dann zum Reiter, alles passte, das hier ist der Prinz, der sein Dornröschen wach küssen will, das wirklich, richtige, echte Märchen, alles passt und sie war dabei. Leise wollte sie sich näher an den Prinzen schleichen doch Lukas verstand überhaupt nichts und versuchte seine Schwester von ihrem Vorhaben abzuhalten. In diesem Moment bestieg der Prinz sein Pferd und ritt in die Richtung aus der er kam. > Nein, bleib hier, reit nicht weg< schrie Lisa hinter ihm her> du darfst nicht weg reiten, Dornröschen muss doch noch geküsst werden<. Du verstehst ja gar nichts, schau dich doch mal um, wir müssen irgendwie durch den Abhang in das Märchen gefallen sein, so was wie ein Zeitloch< erklärte sie ihm, doch Lukas schüttelt weiter seinen Kopf wobei er jetzt noch mit seinem Zeigefinger eindeutig signalisierte, dass ihr nun nicht mehr zu helfen sei. Lisa, völlig unbeirrt von ihrem Bruder, war klar, sie musste den Prinzen finden und ihn überzeugen umzukehren, damit er Dorröschen küsst. So ging sie einfach in die Richtung los in die der Königssohn geritten war. Lukas aber wollte zum Schloss hinauf, was er jedoch nach kurzer Überlegung sein ließ, da er Lisa recht geben musste, das Schloss sah doch sehr verändert aus und so rannte es seiner Schwester hinterher. Nach einer kurzen Weile kamen die Kinder an einen Wald, wo sie ein jämmerliches Geräusch hörten, es kam von einem Baum ganz in ihrer Nähe. > warum jammerst Du, lieber Baum, wer hat Dir Böses getan?< fragte Lisa den Baum und spätestens jetzt war auch Lukas überzeugt, dass er sich im Märchenland befindet.> Ach, ihr lieben Kinder, seit hundert Jahren schon muss ich zu sehen wie Prinzen aus aller Welt mit ihrem Gefolge kommen und ihr Lager aufschlagen und jedes Mal holzen sie einen von meinen Brüdern ab, ich bin wohl der Nächste und könnt deswegen Tag Ein und Aus mich nur noch fürchten, bitte helft mir<. > Das möchten wir gern tun doch sag uns zuerst in welche Richtung der Königssohn geritten ist< antwortete Lisa und streichelt dabei die Blätter des Baumes > das will ich < jammerte der Baum und zeigte mit seinem mächtigsten Ast in die Richtung in die der Prinz gerieten war. Die Kinder bedankten sich und versicherten dem Baum, dass ihm nichts geschehen würde. Nach einer weiteren kurzen Weile kamen sie an eine Wiese auf der nur ein einziges Blümlein stand, das sehr traurig aussah und ihre Blüten allesamt hängen ließ.> Warum bist Du denn so allein?< fragten die Kinder das Blümlein> Ach die letzten Jahre waren schrecklich, immer wieder kamen Reiter die hier ihr Lager aufschlugen ohne dabei auf uns Blümchen zuachten und somit sind all meine Freunde fort, nur ich bin übrig und könnt Tag Ein und Aus nur noch weinen< erzählte das Blümlein und ließ eine ihrer letzten Blüten fallen.< Wir wollen dir helfen, doch musst du uns zuvor sagen in welche Richtung der Prinz geritten ist< sagte Lisa und das Blümchen machte sich so lang es konnte und wies damit in die Richtung des Prinzen. Die Geschwister verabschiedeten sich mit dem Versprechen dem Blümlein zuhelfen und gingen den Weg, den das Blümlein ihnen zeigte. Nun kamen sie an einen großen alten Berg, der rumpelte und blies aus seiner Spitze mächtige Rauchwolken heraus > Lieber Berg, was ist geschehen, dass Du so wütend bist?< fragte Lisa und der Berg dröhnte so laut er konnte< Das will ich euch sagen, Tag Ein und Aus stehe ich hier und muss mit ansehen wie meine alten Freunde, die Bäume, abgeholzt werden und mir die liebsten Blümchen genommen wurden<. Der Boden unter ihren Füßen fing an zu beben, so dass sie sich aneinander festhalten mussten.< Lieber Berg, sei nicht mehr wütend, wir möchten Dir helfen aber bitte sag uns zuerst wo wir den Prinzen finden?< sagte Lisa und ihre Stimme klang verständnisvoll und sanft. Der Berg, dem das Mädchen gefiel antwortete> das will ich tun, schaut in die Hölle an meinem Fuße, dort ruht sich der Prinz<.Die Kinder machten sich sogleich auf den Weg und fanden den schlafenden Prinz im Eingang der Höhle. Als sie ihn aufgeweckt und alles erklärt hatten machten sie sich auf den Weg zum Schloss. Da nun genau 100 Jahre vergangen waren und das Dornröschen aufwachen sollte, öffnete sich die Dornenhecke wie von selbst als sich die drei näherten und ließ sie hindurch. Im Schlosshof fanden sie die Pferde, die sich dort zur Ruhe gelegt hatten und auch die Jagdhunde des Königs, die Tauben auf dem Dache und sogar die Fliegen an der Wand, alle schliefen friedlich. Sie kamen an der Küche vorbei, wo die Magd gerade das Huhn rupfen wollte und der Koch die Hand hoch hielt als wolle er den Jungen anpacken und im Thronsaal schliefen König und Königin mit ihrem Gefolge.

Sie gingen weiter, es war so still, dass sie ihren Atem hören konnten und so kamen sie in den Turm wo das Dornröschen schlief. Da lag es nun und ward so schön, dass sie nicht ihre Augen von ihm ablassen konnten und so beugte sich der Prinz über das schöne Mädchen und küsste es. Für einen kleinen Moment spürten die Kinder großes Glück in ihren Herzen doch dann fing wieder alles an sich um sie zudrehen. Schnell hielten sie sich aneinander fest und schlossen ihre Augen und im nächsten Moment fanden sie sich in den Büschen des Abhanges wieder.> Nein!< schrie Lukas< viel zu früh, wir müssen doch noch unser Versprechen halten, der Baum, die Blume und der Berg, sie werden enttäuscht sein<, > beruhige dich, Lukas, wir haben unser Versprechen gehalten, jetzt wo der Königssohn Dornröschen gefunden hat werden keine Prinzen mehr kommen um den Bäumen und den Blümchen weiter weh zutun, und der Berg kann sich wieder an seinen Freunden erfreuen> erklärte Lisa und nahm ihren kleinen Bruder in ihre Arme. Noch bevor sie aufstehen konnten, stand eine Menge Menschen um sie herum und die Beiden erkannten ihre Eltern, die sehr besorgt aussahen.> Kinder, alles in Ordnung, was macht ihr denn für Sachen?< fragte die Mutter und half ihnen auf die Beine. > Alles OK< sagte sie gleichzeitig und schauten sich dabei grinsend an.> Kommt, wir wollen nach Hause, es ist schon spät< sprach der Vater und nahm Lukas auf die Schultern und die Mutter führte Lisa an der Hand den Berg runter.

Auf dem Heimweg wollte der Vater das Märchen von Dornröschen weiter erzählen doch die Kinder winkten ab und sagten gleichzeitig> lass gut sein Paps, Dornröschen war doch ganz anders > und beide schauten sich zufrieden an und freuten sich über ihren erstes gemeinsames Geheimnis.

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